Montag, 25. Juni 2012

Kochlöffellauf

Es ist ja bereits 1 Woche seit Zielankunft vergangen, aber ich will doch noch ein paar Eindrücke (aus meiner Sicht...) über die diesjährige Erzgebirgstraverse niederschreiben.
Wie jedes Jahr hatten wir wieder das Problem der Staffelaufstellung bezüglich Läufer, Verfügbarkeit, Streckenprofil, Eignung, Pace usw. Anfänglich hätten wir wieder fast 2 Teams aufstellen könne, zwischenzeitlich hätten wir beinahe Läufer einkaufen müssen doch letztendlich gelang es uns erstmals, 11 Vereinsmitglieder ins Team der "LG eXa Leipzig" zu holen. Gestartet sind am Ende nur 10, doch dazu später...

Von bisher 5 durchgeführten Traversen konnten wir 4 für uns entscheiden und ein Mal Rang 2 hinter den Traktoristen aus Hermsdorf belegen.
Und auch dieses Jahr war deren Team HEISS! Heiss darauf, vor uns anzukommen, egal auf welchem Platz. Und sie wollten verhindern, dass das Männel wieder mit ins "Flachland" reist. Und wir wussten, dass es dieses Jahr für uns besonders schwer werden würde, da Ausfälle von Läufern wie Christoph und Jörg und Thomas nicht so leicht zu kompensieren sind. Egal, wir wollten alles unser Bestes geben und versuchen (ganz) vorn mitzulaufen. Google wurde bemüht, Ergebnislisten studiert, Spione zu Laufveranstaltungen geschickt: alles nur um herauszufinden, wie gut die Anderen so drauf sind. Dabei darf man sich nicht von großen Namen beirren lassen: die Leichtfüßer beispielsweise hatten auch Rennsteiglaufsieger dabei, aber deren Ansinnen war nicht der Sieg, sondern als Team die fast 180km zu bewältigen; mit Rad bzw. zu Fuß; großartig!

Freitagabend angereist, geschwatzt, hoch- und tiefgestapelt, Mut angetrunken und irgendwann im zelt (bzw. Bus) verschwunden denn die Nacht in Schöneck ist bekanntlich kurz. David durfte traditionell als Erster für unsere Team an den Start (unter der Bedingung, schneller als im letzten Jahr zu sein und keine Rücksicht auf Irrläufer aus anderen Teams, gestürzte Konkurrenten oder nachtwandelnde vogtländische Schönheiten zu nehmen). Wir hatten aber nicht mit der überragenden Laufstärke der Eingeboren gerechnet und somit bekam unser Team gleich mal gehörigen Rückstand aufgebrummt... Wir hatten mit 5 Minuten gerechnet, vielleicht auch 8, aber dass es dann gleich mal 13min waren, hui....! David kam 5:04 uhr aus dem Wald geprescht und übergab mir an Position 2 liegend den Kochlöffel. Ich flitzte also los. Links ne GPS-Uhr, rechts ne GPS-Uhr: da sollte zumindest was den Streckenverlauf angeht nix passieren. Abstand nach hinten wußte ich nicht, aber daran sollte man sich eh nicht orientieren. Mein virtueller Gegner Kai von den Hermsdorfern war aber schon 2-3km weiter als ich und somit musste ich wenigsten versuchen, weiteren Schaden gering zu halten. Zwischenzeitlich piepste die Uhr und zeigte km-Splits zwischen 4:10 und 5:54min/km an. Fast 6min? Ja, da war halt so ein kleiner Anstieg... Alex meinte noch ich solle dort auf keinen Fall gehen (obwohl er selbst gehen musste...), bis auf letzten 30m habe ich das auch hinbekommen. Danach wellig weiter. Bei herrlichem Sonnenaufgang! Die Etappe ist wirklich toll: sowohl vom Verlauf her (am Ende gehts über die Staumauer) als auch von der Startzeit (gegen 6 Uhr ist man fertig und kann den Rest des Tages "genießen"). 6:07 Uhr konnte ich dann (weiterhin auf 2 liegend) auf Jörg wechseln der jetzt über den Auersberg musste.

Wir hatten nun also bereits 20 Minuten Rückstand, aber auch 14 Minuten Vorsprung. Also rein ins Auto und Jörg die Richtung gewiesen. Ab der reichlichen Hälfte seiner Strecke begleitete ich ihn auf dem Fahrrad. Da ich die Strecke selbst schon gelaufen war, kannte ich den verlauf und konnte ihm immer sagen, wo er lang musste, wo er pushen kann und wie weit/kurz es noch ist (ok, da habe ich etwas gemogelt; Tschuldigung...). Jörg holte 2 Minuten auf und wechselte auf Matthi mit den glatten Schuhen. Beim Sturz ist nicht viel passiert und der Rückstand wuchs nur minimal an. Aber vom Prinzip her wussten wir, dass unter normalen Umständen der Drops gelutscht war. Aber bei der Erzgebirgstraverse ist nix normal und viel kann passieren. Danach Wechsel auf Alex der souverän über den Fichtelberg und dann noch hoch zum Keilberg stiefelte. Sogar die Polizei jubelte ihm zu; bezüglich einer Festnahme des Hermsdorfer Läufers ließen sie sich allerdings nicht überreden.

Auf dem Keilberg schwang ich mich dann wieder aufs Rad um gleich die nächste Etappe (18km) Marcus zu begleiten. Auch dessen Etappe kannte ich gut da ich diese bereits selbst 2x gelaufen war. Alles lief gut und Marcus machte einen guten Eindruck. Da ich wußte, dass die Teamkollegen mit Getränken in Tschechien stehen werden, war es auch nicht so dramatisch, dass ich die kleine Wasserflasche verloren hatte. Das Drama folgte dann später... Kaum waren die Kollegen aus Sichtweite verschwunden, ging es mit Marcus körperlichem Zustand rapide bergab. Eine 20-minütige Pause am Vorgarten eine sehr freundlichen Dame brachte dann wieder Besserung. Zumindest soviel, dass wir irgendwann weitergehen konnten. Doch bis zum Aufbruch gab es erstmal Wasser, Salz, Brot, Schokolade, Traubenzucker... Ich hätte bestimmt auch ein Budweiser bekommen; hätte halt nur fragen müssen... Aber solche Tage gibts halt und die passieren und sind auch nicht so schlimm. Gesundheit geht vor und ich war froh, dass Marcus einigermaßen heil am Grenzübergang Jöhstadt ankam. Unsere Mannen um Alex, Matthi und den noch starten wollenden Steffen, Ronald, Thomas und André hatte sich doch schon Sorgen gemacht.

Thomas startete nun und durfte wie letztes Jahr - aber diesmal bei brütender Hitze - Richtung Hirtstein (inkl. der "Steilen Wand"). Dann folgte Steffen mit der längsten Etappe. Unsereins hatte es sich inzwischen im Hostinec bequem gemacht und genoß Bier, Schnitzel, Knödel usw....

Leider hatte André kurz vor Seiffen dann noch einen Verläufer drin, aber ob 1h05 oder 1:15h Rückstand, das war jetzt auch egal. Spaß machte es weiterhin. Jonny hatten wir abgesagt da Ronald nicht nur die vorletzte Etappe rannte, sondern gleich die letzte (über den Kahleberg) noch ranhängte. dabei durfte er nicht nur Sonnenschein sondern auch kirschgroße Hagelkörner genießen. 18:32:31 Uhr (also nach 14,4h Laufzeit) lief er als 2. über die Ziellinie! Hat etwas länger gedauert, aber wir waren wieder um viele Erfahrungen reicher. Geschickte Einkaufspolitik und absolute Streckenkenntnis machen sich bezahlt! Die Hermsdorfer verfehlten die magische 13h-Grenze nur ganz knapp: 13:01h. So bleiben Ziele für das nächste Mal. Und für 2013 gibts wohl schon neue Ideen seitens des Veranstalters. Auch an dieser Stellen sei nochmal gedankt für deren Bemühen um eine wirklich gelungene Veranstaltung; die eXa wird auch nächstes Jahr wieder dabei sein: das Männel will wieder ins Flache!!!

Ergebnisse: http://www.erzgebirgstraverse.de/relayrace/race/Traverse12/

Bilder (Danke an Alex, den LSV und Traktor Hermsdorf!!!):

meine Etappe:

 die letzten 200 Meter in sub3min/km-Pace:

meine (500er) Splits; zum Schluss sogar flott:

 Jörg am Auersberg:

mit dem Rad in Tschechien:

"Ski und Rodel gut" :

keine Kratzer auf der Linse:
  
magic umbrella:

 Mahlzeit!

das Männel in falschen Händen ;-)





2 Kommentare:

HendrikO hat gesagt…

Feiner Bericht, liest sich gut. Und noch einer, der rubiTrack nutzt. :-)

dna hat gesagt…

@Hendrik: nee, ich nutze nur Sporttracks (aber Rubitrack macht die schickere Auswertung; die musste ich mir aber basteln lassen...)