Montag, 22. Juni 2009

180km-Kochlöffeltransport

Einmal im Jahr heißt es "erzgebirgstraverse" und da ist die eXa bei 2 Starts 2x als Sieger ins Ziel gekommen. Das heißt natürlich, dass sich die Gegner für Folgejahr immer besonders gut vorbereiten um uns den Titel streitig zu machen. Für uns hieß es primär "as fast as possible", möglichst unter der letztjährigen Zeit bleiben und optimal wäre natürlich eine Titelverteidigung. Wie jedes Jahr auch die nicht ganz einfache Prozedur davor. Aus Interessenten für fast 2 Staffeln bleiben am Ende gerade genug für eine Staffel übrig und die Reihenfolge der Starter wird nicht nach Eignung für Etappe und Profil oder Laufform festgelegt sondern eher nach der Möglichkeit, günstig anzureisen und den Lauf mit anderen Verpflichtungen und Terminen zu kombinieren und zu vereinbaren. So stand erst eine Woche zuvor der finale Ablauf und die Etappeneinteilung für uns fest und wir sind diesmal garantiert die Mannschaft mit den meisten Änderungen in der Aufstellung...
Freitag reisten wir zu 6. an und Zeltaufbau und Smalltalk mit den anderen Teams bestimmten den restlichen Abend. Auf das vom Chef vorgeschriebene Einlaufen verzichteten wir, um dem Gegner nicht die aktuelle Form zu zeigen...
3:30Uhr aufstehen und bereits 4:00 Start für David. Er sollte/wollte so lange wie möglich dranbleiben und mit möglichst wenig Rückstand auf Alex wechseln. In Mühlleiten wartete dieser bereits und konnte als 5. ins Rennen geschickt werden. Da hatten wir ca. 5min Rückstand auf die Eltalflitzer. Alex überholte gleich andere Teams und konnte in Weiterglashütte an Platz zwei liegend mit 7min Rückstand (auf Traktor Hermsdorf) auf Steven wechseln. Der drehte mächtig auf, verlief sich kurz, mußte mal kurz in den Wald und hatte auf dem Auersberg den Rückstand auf 4min verkürzt. In Steinbach waren es noch 2min und beim Wechsel bereits anderthalb Minuten Vorsprung. Matthias (Alex' Vater) lief dann die Strecke komplett gemeinsam mit dem Starter von Hermsdorf und zeitgleich wechselten sie in Tellerhäuser. Chrische also mit dem Hermsdorfer, der Elbtalflitzer knapp dahinter. Leider wurde Chrische ab Grenzübergang von Krämpfen geplagt und der Gegner war sehr stark. Die Traktoristen wechselten exakt 10:10Uhr und die Elbtalflitzer nur Sekunden danach.

Banges Warten für mich auf Christoph. Die Zeit verging und keiner war zu sehen. Knapp 4min später tauchte er auf und ich konnte endlich losflitzen. Allerdings ging es erst mal steil bergab. Richtig STEIL! Der eigentlich gesperrte Skihang war die Strecke für die nächsten knapp 2km. Rollen lassen ging nicht. Die Wiese war extrem rutschig und der Streifen in der Mitte übersäht mit Schotter und Geröll. 2-3mal war ich kurz vorm Abflug. Dann Asphaltpassage. Die Radbleitung der Elbtalflitzerin wartete, aber sie war schon durch. Mist - Schnürsenkel offen. Die Oberschenkel zittern wie ratternde Nähmaschinen. Weiterlaufen. Die ersten 3km unter 4min! Schneller als gedacht. 13 weitere km wollten noch gelaufen werden. Auf kleinen Dorfstraßen ging es durch Háj wo man mich ungläubig musterte. Dann sah ich irgendwann zwischen Kilometer 4 und 5 auf der Bergaufpassage die Radbegleitung der Zweitpaltzierten vor mir. Nur nicht zu schnell ranlaufen und erstmal kurz Kräfte sparen. Bei etwa 5,5km war ich dran und lief auch schnell vorbei, hörte aber noch lange die Schritte hinter mir. Kurz darauf sollte die unübersichtlichste Stelle in Sachen Navigation kommen. Meine beiden Konkurrenten waren die Strecke schon abgelaufen und somit etwas im Vorteil. Ich hatte mir zwar von Ronald die Stelle beschreiben lassen und auch mit den beiden Läufern gesprochen, aber vor Ort sieht es eh meist anders aus. Es ging über eine eingestürzte Brücke über einen Bachlauf und danach etwas unübersichtlich auf einem Tramplepfad durch den Wald. Der Forerunner vermeldete "Kursabweichung" aber anders hätte ich gar nicht laufen können, oder? Plötzlich neben einer Ruine vorbeigelaufen; die kannte ich von der Karte und hatte sie viel weiter abseits der Route erwartet. Mist, aber die Richtung stimmte. Ich ging jetzt davon aus, dass ich wieder überholt wurde, aber es war weder vor noch hinter mir jemand zu sehen. Etwa bei Kilometer 9 in Kovárská standen die anderen aus meinem Team und meinten, der 1. sei nicht weit vor mir, was ich nicht so recht glauben mochte. Die gereichte Apfelschorle konnte ich nur in Form von herausquellendem Schaum trinken - nicht so clever ;-)
Der Schnitt passte noch immer (4:25min/km) aber die völlig ungewohnte Belastung für die Muskulatur machte sich deutlichst bemerkbar und auf den folgenden Kilometern wurde es auch etwas langsamer, bedingt aber auch durch einige kleine Bergaufstücke. Ich sah zudem ein, dass ich nicht die recht engen Schuhe hätte anziehen sollen, denn eine Blutblase an der Zehe spürte ich recht deutlich...
Bei Kilometer 13 dann eine sonderbare Begegnung: die Straße schlängelte sich durch den Wald und an einer kleinen Lichtung lag ein Fahrrad im Straßengraben mit einigen Bierflaschen im Korb - aahh, eine Verpflegungstelle!? 2-3m weg am Hang saß ein aschenbecherbebrillter Einheimischer mit Schlapphut und genoß das herrliche Wetter mit einem kräftigen Schluck. Was er mir hinterrief konnte ich einerseits aufgrund der mir fremdem Sprache und aufgrund der sonderbaren Artikulation nicht verstehen. Wahrscheinlich feuerte er mich an und wollte mir sagen, dass ich nur wenig Rückstand habe...
Es wurde immer schwerer, flüssig zu laufen und die linke Wade zwickte heftig während der Kopf nach rechts hing (?). 4:45er Schnitt für die letzten Kilometer - keine Glanzleistung aber Gesamtschnitt immer noch bei 4:32min/km. Ronald meinte, in Cérny Potok sollte ich nochmal aufdrehen. Mmmh, ich hatte zu tun, die aufgebaggerte Straße per Schlurfschritt über den Minigraben zu überwinden; dann nochmals bergauf. Füße heben ging gar nicht mehr, aber es war nicht mehr weit. Dann sah ich den Grenzübergang und die Leute von den verschiedenen Teams. Nach 1:20:34 auf 17,58km konnte ich Ronald in Jöhstadt den Kochlöffel in die Hand drücken. Die Waden zitterten noch ein ganzes Weilchen weiter... Mit der Laufzeit und dem Kilometerschnitt von 4:35 bin ich sehr zufrieden, bei mehr als 4:45 hätte ich 'nen Kasten Bier spendieren müssen. Zweitbeste Laufzeit aller Teams auf dieser Etappe freut mich ebenfalls.

Ronald hatte jetzt 10min Rückstand, denn der Hermsdorfer Läufer war 1:15 gelaufen. Die Elbtalflitzerin 1:35, also recht komfortabler Vorsprung auf Platz drei. Auf dem Hirtstein hatte Ronald dann zwei weitere Minuten aufgebrummt bekommen, aber dank seiner langen Beine machte er bergab wieder Boden gut und schickte mit 11min Rückstand Herchi auf dessen 21km-Strecke. In Deutschkatharinenberg dann erstmal was Essen und Annett nochmal mit der Technik vertaut machen. Die Hermsdorfer hatte hier dann schon beachtliche 22min Vorsprung und unserer auf die drittplatzierten Elbtalflitzer war auf 3min geschrumpft. Annett hatte dann einige Problem mit der Navigation am Seiffener Skihang. Andere Teams scheinbar auch und selbst der Hermsdorfer schlug sich durch hohe Brennnesseln. Aber Annett kämpfte toll und kam trotz deutlich längerer Laufstrecke noch eine Minute vor den Flitzern in Bad Einsiedel an (für die Zweifler: inklusive Schwartenbergüberquerung, was sich auch belegen läßt...!). Tino übernahm jetzt den Staffellöffel. Die Elbtalflitzer hatte mit Harald Schnare einen ganz starken Läufer, der letztes Jahr der eXa die Führung auf der Strecke abnahm und auch dieses Mal überholte er. Tino kam dann nach unfreiwilligem Zwischestopp im Busch mit 10min Rückstand auf den Zweiten an und übergab an Jonny. Das würde knapp werden. Jonny ist sauschnell - aber 10min? Die Hermsdorfer waren weit voraus und bereits fast im Ziel! Deren Läufer war sogar 2min schneller als Jonny letztes Jahr, aber der wiederum machte das fast Unmögliche doch noch klar und überlief die Zweitplatzierte und kam mit nochmals 2min schnellerer Etappenzeit um 18:17Uhr am Galgenteich in Altenberg ins Ziel wo er von uns gefeiert wurde!

Platz 2 für die LG eXa Leipzig

Wir waren damit nochmals 1h19min schneller als im letzten Jahr aber gegen die Läufer von Traktor Hermsdorf war dieses Jahr kein Kraut gewachsen. Da muß man neidlos und voller Respekt sagen: Superleistung von allen und Wahnsinnszeit, denn die waren nochmal um einiges schneller und bereits 17:26Uhr im Ziel! Platz drei ging an die Elbtalflitzer, die 18:24Uhr ins Ziel kamen. Auch an sie: Glückwunsch!

Eigentlich wollte ich in Altenberg bleiben und die ganze Nachveranstaltung noch mit genießen aber ich hatte so heftige Migräne, dass ich mich von Alex und Chrische mit nach Leipzig fahren ließ, SCHADE! Aber nächstes Jahr dann. Das Wannenbad hat nicht allzuviel genützt, denn noch heute kann ich kaum Treppensteigen und selbst normales Gehen ist eher ein unkontrolliertes Gestakse statt gewollte und koordinierte Bewegung...
Ein ganz großes Dankeschön an die Organisatoren, die anderen Teams für faire & spannende "Duelle" und selbstverständlich meine Teamkollegen!

Gesamtergebnisse erscheinen hier.
Nachfolgend noch ein paar anklickbare Impressionen:

Start 4Uhr morgens
Alex hat Platz 2 erkämpft
und Steven den Streckenrekord pulverisiert
gemeinsam in Spitzenposition (Matthias in Neon)
ich in Kovárská
kurz vor Jöhstadt
Ronald auf dem Hirtstein
Frank nach 21km
Tino wechselt gleich auf Jonnyder erläuft noch den 2.Platz

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