Da bekomme ich doch heute Morgen einen Nachricht (übrigens von einem Marathondebütanten in 2:58:xx!!!), dass er mich gerade in der Zeitung entdeckt hat: Titelbild der Leipziger Volkszeitung vom 23.04.2012. An sich ja eine schöne Sache, nur leider hat die Sache ein gewisses G'schmäckle... Und zudem muss ich mich auch heute häufiger erklären als mir lieb ist. Fangen wir von vorne an: wie bekannt war mein es mein Ansinnen am 22.April mich sol lange wie möglich an die Fersen des sub3:15-Zugläufers zu hängen und am Ende mindestens 3:20h zu finishen. Die Zeichen standen nicht schlecht: das Training war zwar teils etwas achterbahnartig aber ich war zufrieden und auch ein HM-Test ließ genannte Zielzeit (in meinen Augen) realistisch erscheinen - auch wenn wirklich alles hätte passen müssen. Wie bereits erwähnt hatte ich mich an einem 3:10er Plan orientiert, zwischenzeitlich aber auf 3:12 geschielt - marginale Unterschiede. 10 Läufe von >28km, 8 davon über 30km. Knapp 900km in einer Durchschnittspace von 4:59min/km abgespult, nicht überragend, aber auch kein Halbmararthontraining... !
Das Wetter war fast optimal; temperaturen wie sie noch vertretbar sind und zwar Wind und Böen, aber an Stellen wo es ok war (bergab) oder wo man sich verstecken kann. Zudem kam dazu, dass kurzfristig Ronald als Zugläufer einsprang und dass er wie ein Uhrwerk laufen kann, wusste ich. Frühstück bei Chrische (perfekte Ablenkung von der eigenen Nervosität), optimistisch stand ich am Start direkt neben Ronald und wiech ihm die nächste Zeit auch nicht von der Seite. Voller Tatendrang ging es los und gut dass der zugläufer auch als Bremsläufer fungiert, ansonsten wäre ich wohl fast zu schnell angegangen. Seite an Seite mit Ronald spulten wir die Kilometer ab, ganz konstant, leichter Vorsprung zum Soll. Auch die Prager Straße hoch alles kein Problem. Puls perfekt - gerade mal 160. Am Völki die ersten Bekannten am Straßenrand die mir zuriefen. Gleiches an der Märchenwiese (Zwickauer Straße). Wir vor und die anderen bereits nach der Wende sehe ich Chrische und Alex und dahinter die sub3-Gruppe um Matthi und Jonny. Auch bei 15km Extrabeifall von Stemi und später Ritzi. Ronald schickte mich mal aus dem Wind, damit ich vorn keine Körner sinnlos verbrate - ok, verstecke ich mich etwas. Unsere Gruppe war riesig. Auch wenn ich mich gerade 1x umdrehte - es waren bestimmt 20-25 Läufer - zumindest anfangs. Bei km17 (Schleusiger Weg) verlor ich um popelige 20m den Anschluss. Verdammt. Aber diese 5-6sec kann ich wieder ranlaufen. Mist, noch ein Kilometer 6sec zu langsam. Dann wieder 4:30; passt. Aber bereits jetzt Arbeit! Klar ist das hier kein Kindergeburtstag, aber so früh wollte ich eigentlich noch nicht beginnen zu kämpfen sondern fluffiger unterwegs sein...
Und dann diese ersten Anflüge der Gedanken an DNF - tödlich. Einmal im Kopf... Ich merke, dass ich heute nicht bereit bin, einen Gang rauszunehmen und es halt 10, 15, 20sec/km langsamer anzugehen und weiterzulaufen. Nein, heute wollte ich ganz oder garn nicht. Und Biss oder Bock, weiterzukämpfen und bei 30-35km an die Wand zu laufen hatte ich überhaupt nicht. Nein, jetzt war ich an Start-Ziel und hörte einfach auf.
SCHEISSE!!!
21,12km in 1:36:50 - 4:35er Pace - perfekt...
Ich kann nicht mal richtig sagen, woran es gelegen hat. Ich glaube nicht, dass die Zielzeit zu utopisch war, die Beine waren auch nicht hinüber oder Akku bereits leer - es war eher eine Kopfsache: zu aggressiv, zu sehr auf das Ziel fixiert, aber auch der Drang: heute muss es sein.
Nun ja, da stand ich nun. Kurzzeitig überlegte ich noch, mit Jan weiterzulaufen, der etwa 3min später vorbeikam. Aber ich hatte auch einfach keinen Bock auf irgendwie finishen. Also Nummer ab, umziehen und ab zur Zielgasse und auf die Sieger warten. Dort durfte ich nicht nur die Sieger bejubeln sondern auch die grandiose Laufleistung von Robert (2:43) miterleben und vor allem die beste Zielansage und den adrenalinreichsten Zieleinlauf miterleben - Zitat: "Und jetzt kommt ein Läufer dessen Namen wir uns für die Zukunft merken müssen - Christoph Fünfstück!" Und wie Chrische auf der Zielgerade abging... ;-)
Souverän auch die sub3h-Auftritte von Matthi und Jonny. Ganz groß auch Thomas, der in 3:01 finishte. Bei Alex hat es nicht ganz gepasst. Später dann noch Ritzi angefeuert der in 39:00 wie erwartet unter 40 auf dem 10er blieb. Auch Steffen St. verbesserte seine PB gleich mal um 18min, auch wenn er noch mehr erhofft hatte: so bleiben wenigstens Ziele.
Was nehme ich mit: keinen Muskelkater ;-) stattdessen ging es später noch 3h durch den Zoo und danach noch ab zum Kindergeburstag. Die Distanz inkl. Pace bin ich mehrfach im Training gelaufen, sollte also irgendwo auch passen. In 3 Wochen dann Rennsteig-Marathon. (Hoffentlich) Genußlauf mit Thomas D.
Und Straßenmarathon? Keine Ahnung; ich hätte jetzt schon Bock ;-) Aber erstmal ankommen, egal welche Zeit - ich will nicht der Martin Beckmann der LG eXa sein.
Dann auch gern auch ohne Titelbild...
(LVZ)
7 Kommentare:
Der Kopf kann ein ganz übles Körperteil beim laufen sein, dass merke auch ich immer wieder. Körperlich hast/hattest du das drauf, das weißt du selbst. Also Kopf hoch und neuen Versuch starten.
Drauf hattest Du 3.15 auf jeden Fall. Und beim nächsten ins Ziel kommen, egal in welcher Zeit, ist in meinen Augen ein ganz schlechtes Ziel, wenn Du Dich noch einmal so intensiv vorbereitest. Wozu die Qualen im Training, wenn man sein Ziel (und damit meine ich nicht etwa in 3:18 zu finishen) auf der Strecke wegwirft. Genieße erst einmal den Rennsteiglauf, mache dann zwei Wochen Pause und dann nutze deine gute aktuelle Form als Grundlage für einen neuen Anlauf im Herbst. Wenn Du dann vllt. 3:10 drauf hast, sollten die 3:15 doch ganz leicht aus den Beinen kommen. Und am Besten dann den Kopf an der Garderobe abgeben!
Grüße, Mono (p.s.: vor dem Beckmann musst Du erstmal den mono machen)
Oh Mann! Gedanken an DNF kenne ich auch. Meist findet man das Final dann doch noch ;) Tolles Foto, ich bin zu Fuß noch nie geblitzt worden. Viele Grüße von Torsten.
Steffen St. schreibt, beim Laufen denke ich auch häufig an "Warum machst Du den Scheiß überhaupt? Fahr nach Hause? Nimmst eh nicht ab und kriegst bloß Knieschmerzen." Zumindest wenn keine jubelnden Menschen an der Seite stehen, die es ALLE NICHT geschafft haben, sich zu motiviren auch diesen Quatsch zu machen. Wenn ich dann allderdings ein paar Kilometer auf der Uhr habe schaltet mein Trotzkopf ein und sagt "Jetzt bist Du soweit gerannt, da schaffst Du den Rest auch...".
Am Sonntag bedeutet das konkret: Bei km18 wusste ich, dass ich das Tempo heute nicht halten kann, da ich zu wenig regeneriert habe, aber dass ich es wenigstens bis zum km21 durchhalten will. Denn bei km21 stehen jubelnde Massen und kurz danach schaltet mein Trotzkopf ein. ;)
So geht es mir auch jeden Sonntag, wenn 5:30 der Wecker klingelt und ch 30km laufen möchte. Das ist allerdings nur so lange ein Qual bis ich in Laufklamotten draußen stehe und 1km gelaufen bin. Danach denke ich "Naja jetzt bist Du einmal aufgestanden und hast die Laufklamotten an, da kannst Du die restlichen 29km auch noch laufen."
Übrigens Matthi meint Frankfurt sei besser zu laufen, da mehr Jubelmassen. Vllt. versuchen wir unser Glück dort nochmal?
LG
Jaja, der Kopf!? Du hattest es drauf und als Belohnung machen wir ein schönes Läufchen über den Rennsteig.... wehe du willst es dort wissen ;) also ich will die Verpflegung ordentlich auskosten.
Kopf hoch und noch ist nicht aller Tagen abend
Dumm gelaufen, schade dass der Kopf nicht mitgemacht hat. Haste vielleicht das Tapern vernachlässigt?
Als "Augenzeuge" muss ich sagen, verdammt schade. Bei mir ist es so, dass ich Angst habe, einmal dnf zu erreichen, irgendwie macht sich dieser Gedanke dann möglicherweise immer mehr breit. Aber bei Dir bin ich sicher, Du schaffst das!
Sachsenwilli
Kommentar veröffentlichen