Die Form in den letzten Wochen entwickelte sich relativ gut, so dass ja eine neue Bestzeit über 10km und eine deutliche neue Bestzeit über die Halbmarathondistanz heraussprangen wobei besonders letztere einen mächtigen Motivationsschub gegeben hat. In der Woche nach
Wurzen-Grimma war ich im Raum Morsleben dienstlich unterwegs und nutzte dort nachmittags die Zeit, ein paar schöne Läufe in landschaftlich sehenswerter Gegend mit profilierten Strecken zu machen. Während eines 14km-Laufes traf ich einen einheimischen Läufer, den ich dann begleitete und mich somit nicht mit Orientierung beschäftigen musste. Einen Tag später wollte ich nochmals reichlich 30km laufen. Dafür hatte ich mir grob eine Strecke bzw. Kringel und Abzweige im Lappwald herausgesucht. Allerdings musste ich dann doch zahlreiche Stopps machen und mich erstmal neu per GPS orientieren und wieder neu planen. Am Ende wurden es 29km als ich wieder am Auto war. Sonntag dann 5000m-Bahnlauf: Leipziger Stadtmeisterschaft. Vorgenommen hatte ich mir sub20min und die traute ich mir auch zu, war ich doch beim AOK-Lauf (10km) in 20:07 an der 5km-Marke. Nach etwas chaotischer Startvorbereitung ging die Hatz los. Auf den Forerunner ist natürlich kein Verlass auf der Bahn und Rundenzeiten hatte ich zu spät erst richtig beachtet. Zudem fiel es mir doch schwerer als gedacht... 4 Runden vor Ultimo fehlten mir bereits 8sec und mir war klar, das wird heute nix. Am Ende musste ich ganz schön beissen um bei 20:11 ins Ziel zu kommen. Also 4:02er Schnitt und damit bin ich nicht unzufrieden (bei derzeit null Tempotraining). Montag spät abends dann genau 10km im locker 4:57er Schnitt (dabei jeden Kilometer schneller werdend) und Dienstag dann eine sehr schöne Runde mit Matthi und René: 16,1km im 4:43er Schnitt die mir recht einfach fielen. Da Sonntag ja Hermannslauf anstand hatte ich mir vorgenommen, mich deutlich vorzubelasten um dort auf keinen Fall zu schnell zu laufen und mich für den Rennsteig abzuschießen. Also plante ich 25km ein aus denen aber nur 21km wurden, da mich arg ein Schnupfen hinderte, viel mehr aber ein steifer Hals, durch den ich mich weder nach links drehen konnte und was zu Schulterschmerzen führte.
Freitag dann samt Familie und Thomas von der eXa nach Detmold.
Sonntag früh nach Bielefeld gegurkt - entweder gibts die Stadt doch oder ich bin Teil der Verschwörung - und Startunterlagen geholt: mit dem freundlichen Hinweis, dass es keine Medaillen geben wird, da die noch im Flieger (aus Südostasien...) waren. Danach per Shuttlebus zurück nach Detmold zum Start, der am Hermannsdenkmal ist. 8:20Uhr waren wir schon da und vertrödelten die Zeit und lagen in der Sonne rum, denn als Neulinge mussten wir in Startblock C und 15min später starten. Im Block standen wir erst in 10. Reihe, doch als das Gitter in Richtung Startlinie geöffnet wurde, überspurteten uns gefühlte weitere 1000 Läufer um sich vor uns am Start zu positionieren. Schöne Anekdote am Rande: die beiden einzigen Starter aus Leipzig neben Thomas und mir standen im Block hinter uns und kannten die eXa aufgrund der starken Laufleistungen und taten das hier gleich erst mal kund... Wir dämpften den Erfolsdruck und erzählten was von lockerem Trainingslauf...
Passenderweise hatte ich meinen Forerunner vergessen, zerriss die Kordel meiner Laufhose und hatte auch meine Kappe nicht mit, die aufgrund der bereits herrschenden Sonne aber dringend notwendg war. Aber Thomas hatte seine Uraltuhr mit, meine Hose hielt auch so und ein geliehener Visor schütze das gesicht vor Sonnenbrand. Also konnte es losgehen. Zwar ohne Zwischenzeiten, aber das kriegen wir schon hin... Auf dem ersten Kilometer geht es gleich mal 20% Gefälle asphaltiert bergab worüber sich die noch steifen Gelenke freuen. Danach in den Wald. Wir waren nur am Überholen und ich musste Thomas arg bremsen und mehrfach auffordern, nicht zu schnell zu laufen, aber der Heißsporn war motiviert und das war ja sein Frühjahrssaisonhöhepunkt. Ich hatte erst etwas Bedenken, da wir die Strecke nur aus dem Internet kannten und viele Leute erzählten, dass es erst ab km18 richtig losgeht. Zudem kannte ich Thomas' Trainingsumfang und bei unserem gemeinsamen 24er sah er ab km 18 nicht mehr so richtig gut aus. Bei km4 teilt sich der Weg und obwohl der linke Waldweg empfohlen wird, sind wir rechts gelaufen: tiefer Sand aber kaum andere Läufer, während es links staute. Danach geht es erstmals steil bergauf und sofort gehen hier 90% der Leute vor uns. Hin- und Hergehopse macht das Laufen schwer. Immer wieder muss ich Thomas abbremsen um nicht zu überziehen. Trotzdem lagen wir jetzt schon 2,5 min vor unserem geplanten Gesamtschnitt. Dann kommt die Panzerstrasse wo erstmals dichtgedrängt die Zuschauer stehen und die Sonne heftig hinbrettert... Dann ist man nach etwa 2km Sandboden am Fuß des Tönsberges wo gleich erstmal ein 500m-Steigung für 80HM die Spreu vom Weizen trennt - Thomas von mir. Er war etwa 10m vor mir als plötzlich wieder abrupt alle Läufer gingen. Ich ließ Thomas zwar nicht aus den Augen, aber ein Ranlaufen war hier nicht möglich. Dann folgte sofort ein weiterer Anstieg für 1km, aber deutlich gemäßigter. Thomas konnte ich nun nicht mehr sehen, aber ich glaube ab km16 lief er jetzt "sein Ding". Ich halt meins: ohne Uhr, nur nach Gefühl: back to the roots... Ab dem Tönsberg stehen wieder zahlreiche Zuschauer, die jetzt immer mehr werden. Vor Oerlinghausen folgt ein brutaler Abstieg auf Kopfsteinpflaster: ein richtiger Muskelkiller. In Oerlinghausen dann Volksfeststimmung und wieder enges Zuschauerspalier: genial!!! Danach gehts aus dem Schopketal raus wieder bergan und immer mehr Läufer fallen zurück. Nach Überquerung der Autobahn folgen die berüchtigten Lämershagener Treppen: 130 Stufen auf 45HM: links liegt schon ein Läufer auf der Trage... Alles geht hier und auch ich tue dies... Will Kräfte sparen obwohl es natürlich auch für mich hier kein Kindergeburtstag ist und mich mächtig fordert. Dann eine weitere berühmte Stelle: der Abzweig mit dem Schild: links für HERMÄNNER (mit Treppen) und nach rechts für WEICHEIER: klar, ich bin Hermann und renne die erste Hälfte hoch, dann gehe auch ich. Oben angekommen sieht man, dass der Rest drumrum läuft und wir wieder runter müssen... Nach einer weiteren Verpflegungsstelle geht es unangekündigt steil bergab (das Wasser schwappert im Bauch) und sofort wieder steil bergauf: ein Killer ;-) Danach könnte man mit dem Endspurt beginnen, doch mein Rippenbogen hat etwas dagegen. Wie in Leipzig 2008 große Probleme beim Atmen und selbst bergab muss ich nochmehr rausnehmen :-( Das stimmt mich etwas bedenklich für den Rennsteig... Ich hoffe das war einmalig. Dann nähert man sich dem Ziel und wieder säumen viele, viele Zuschauer bei herrlichstem (Zuschauer-)wetter die Strecke. Ich sehe die Uhr: 3h11min minus 15min die wir später los sind: also irgendwas um die 2:56:xx. Dafür dass ich keinesfalls unter 2:50 da sein wollte aber auch unter 3h bleiben wollte passt das. 2:55:15 sind es offiziell geworden. Thomas lief 2:43. Ich habe vor allem auf den letzten 5km gigantisch Zeit liegenlassen. In 14 Tagen muss ich ab hier noch 12km weiter laufen (in weiteren 1:04:xx). Ich bin zwar nicht pessimistisch, habe aber GROSSEN Respekt (der Rennsteig beginnt bei km 30 ...).
Fazit: Sehr, sehr schöner Lauf mit guter Organisation aber auch viele Läufer, die sich wahnsinnig überschätzen und die Strecke unterschätzen!!! Vor allem dazu noch bei diesem Weter! So drastisch habe ich das in hiesigen Gefilden noch nicht erlebt. Ich hoffe, meine Rippen beruhigen sich wieder und mal sehen, was ich die nächsten 14 Tage noch trainiere, aber jetzt sollte Tapern angesagt sein.
P.S. Elias Sansar gewann zum 5.Mal in Folge und auch ein Alexander Lubina hatte da keine Chance. Siegerzeit: 1:47:xx.
4 Kommentare:
Glückwunsch zur bestandenen Generalprobe. Scheint ja hammerhart zu sein, dieser Hermannslauf. Ich hab am Samstag einen kurzen Bericht darüber innerhalb einer Teutoburger Wald Reportage gesehen. Die Endzeit kann sicher nur beurteilen, wer selbst schon mal dort gelaufen ist und für dich war es ja "nur" Training.
Da kann der Rennsteig ja kommen, jetzt schön tapern und dann klappt das auch.
Hermann als Rennsteig-Vorbereitung, das muss passen. Glückwunsch zu der Leistung und wenn Dir der Harz gefällt, da gibt es noch andere schöne Läufe. Ich kann z.B. den Brocken-Marathon nur wärmstens empfehlen.
@stemi: nein, hammerhart ist die strecke nicht - eher sehr anspruchsvoll; aber man ist schon gespannt was da kommt, wenn man die strecke noch nicht kennt; den rest kann man trainieren (steilstücke, lange anstiege, treppen); aber wie gesagt, man kann sich auch gut versägen ;-)
Was soll da am Rennsteig noch schief gehen? Glückwunsch ... :-)
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