Wie im letzten Posting geschrieben, lief die Vorbereitung sehr gut: nicht krank, nahezu keine Ausfälle und eigentlich nur 2 Laufeinheiten, die richtig daneben gingen. Ansonsten alles prima. Und trotzdem die bei mir übliche Verunsicherung: ist die 3:15h die anpeilte ein realistisches Ziel? Laut Glaskugel und Testläufen könnte es klappen; aber es muss auch alles passen und neben den Beinen muss besonders der Kopf mitspielen.
Lange Läufe als solche stellten nicht mehr das Problem dar, aber die Frage war, passt es auch mit der anvisierten Pace? 4:37min/km und das 42x...
Letzte Tests waren der Muldentaler Städtelauf (HM) mit einer 1:32h und eine Woche vor Hamburg wollte ich mal wissen, was so auf 10km geht: ohne Bahntraining oder Intervalle etc.; nur Tempostücke innerhalb normaler Trainingseinheiten. Auf dem Weg zum Wettkampf stellte ich fest, dass ich die Laufuhr vergessen hatte. Obwohl genügend Zeit und Leihangeboten von den Vereinskollegen vorhanden, entschied ich mich für einen Lauf ohne Uhr. Letzlich bin ich wie so oft etwas zu schnell angegangen... Trotzdem reichte es immerhin für eine 41:27. Das hieß PB auf vermessener Strecke. Hauptsache nicht zu viele Körner verbraten...
Freitag vor dem Hamburgmarathon hatte ich bereits frei und somit war genügend Zeit zum Packen und für die allgemeine Aufregung... Nachmittags ging es dann los Richtung HH. Mit Christoph ging es nach Bergedorf zu Martin, bei dem mein Basislager für's Wochenende eingerichtet war (DANKE nochmal). Abends gegrillt und gechillt - beste Ablenkung!
Samstag dann zur Messe und den ganzen Kram abholen. Abends trudelte dann noch Alex in HH ein, der mir seine Pacemakerdienste kurzfristig anbot. Das nahm ich natürlich gerne an!
Sonntag dann zeitig Richtung Start aufgebrochen. Die Wetterprognosen waren (für mich) perfekt: kühl, Nieselregen, kein Wind. Wetter kann also keine Ausrede sein, wenn was schiefgehen sollte.
Aus Block D ging es pünktlich 9Uhr los (perfekte Startzeit übrigens). Alles lief nach Plan. Nahezu im Gleichschritt liefen wir im Pulk der 19000 Teilnehmer. Die Kilometersplits fühlten sich prima an. Bei km8 noch fix in die Büsche... Alles lief prima, abgesehen von einem Zehennagel der sich ablöste - bei jedem Schritt zu spüren, aber nix dramatisches. Also auch keine Ausrede.
Bei Halbmarathon (1:36h) hatten wir eine kumulierte Pace von 4:33min/km und einen Puffer von 1 Minute. Alles im Rahmen also. Alex war ein perfekter Pacemaker - motivierend, umsichtig, unterhaltend, verpflegend. Ich musste mich um nix kümmern - außer einfach nur laufen. Die Strecke war nicht gerade topfeben, aber auch nicht zu anspruchsvoll. Sagen wir: abwechslungsreich. Die Stimmung war grandios: überall standen Leute. Und zwar wirklich VIELE Leute. Trotz des Regens gab es keine Lücken im Zuschauerspalier. Wirklich genial!
Dann folgte der Kampf! Ziemlich schnell wurde es richtig schwer. Alex merkte es natürlich gleich, motivierte aber trotzdem prima. Wir hatten schließlich Puffer und konnten uns somit ein paar gemäßigte Kilometer leisten. Bei km28 spielte dann der Kopf etwas verrückt und ich gebe zu, ich stand kurz davor, aufzugeben und alles hinzuschmeißen. Millimeter oder Sekunden vor einem DNF! Ich überlegte schon, wie ich von Kilometer 28 zurück zu Start/Ziel komme. Aber das konnte ich jetzt keinem antun: weder mir, noch meiner Familie, noch meinem Pacer Alex, noch Christoph, der mit über Wochen Trainingseinheiten und Tipps und viele motivierende Worte geschrieben hat. Mann, bloß nicht schwach werden und 20 Wochen wegwerfen...
Irgendwie rappelte es mich dann doch wieder, auch wenn 17km noch ein verdammt langer Weg ist... Die Kilometersplits schwankten jetzt enorm. Ab km30 ging es zwischen 4:55 und 5:30 hoch und runter. Auf einen "guten" Kilometer folgte ein schwacher. An 2-3 Verpflegungsstationen ging ich sogar paar Schritte. Alex gab wirklich alles um mich ins Ziel zu treiben. 3:15h war natürlich abgehakt, aber Zeiten waren mir zu diesem Zeitpunkt recht egal. sub3:20h war eigentlich bis kurz vor Ultimo noch drin, aber der Akku war eben alle. Ab jetzt hieß es nur noch: einfach weiter laufen... einfach, klaro....
Irgendwie habe ich es auch noch hingekriegt. Dank Alex, dank großartigem Publikum, dank zahlreicher Bands, dank Christoph und Lea, die ich beide kurz vor dem Ziel noch sehen/hören konnte.
Am Ende hieß es 3:22:48 für mich. Da sind 6min unter der alten Bestzeit. Der harte Kampf hatte sich also doch irgendwie gelohnt. Ohne Drama geht eben offenbar bei mir kein Wettkampf ;-)
Letztlich bin ich sehr zufrieden. Da ist erstmal keine Enttäuschung. Es hat sich alles gelohnt: der ganze Aufwand, die viele Zeit, die vielen Kilometer. Km42 war übrigens mein 1111.er Kilometer in 2015.
Ach ja, ich werde es natürlich wieder versuchen! Ob im Herbst oder doch wieder im Frühjahr (2016) und vielleicht sogar wieder in Hamburg, das wird sich zeigen. Es lohnt sicht zumindest!
Kleine Randnotiz einer wirklich großartigen Leistung: Coach Christoph lief wahnsinninge 2:36h. Geilomat!!!
Klick ;-)